Fotografie.



Familie.
Fotografie und Text. Einzelprojekt im Kurs „Lichtfänger II“ bei Göran Gnaudschun, FH Potsdam 2024.

flimmern
Es ist eines dieser Dachgeschosse,
senkrecht an der Himmelsachse ausgerichtet und
im Sommer ist nur die kleine Küche
vom Nordhimmel gekühlt.
Große Räume, verwinkelter Platz
und tiefes Blau über dem chaotischen Grün des Balkons.
Ich bin selten hier, in letzter Zeit öfter.
Ich frag dich wer du bist,
warst,
bevor es das hier gab – meine Existenz zwischen den flimmernden Rändern eurer Welt.
Ihr erzählt wenig. Was weiß ich nicht,
und was werdet ihr nie erzählt haben?
Da war wenig Gesagtes und viel Gefühl.
Ich trage sie in mir, die verkantete Faltung deiner Stirn und die weiche Haut deiner Hände. Die Vertrautheit von Stille und das freudige Glucksen der Schwalben am Himmel.
Ich richte die Kamera auf dich, uns, mich,
gedränat in der Tür vor der unkonkreten Endlichkeit des nächsten Raumes.
Und sie füllt sich mit Geschichten.
Vom Entrissen sein, zerflohen,
nicht aus anderen Ländern, aber wohl vom dörflichem Gleichschritt und väterlicher wut, vom Ankommen bei wilden Künstlern und in der rohen Freiheit leerstehender berliner Fabriketagen.
Ich richte die Kamera aus und plötzlich sind wir gleich,
ich kein Kind und ihr nicht erwachsen.
Ich leite sie an, aber letztlich sind wir nicht mehr als drei Menschen.
Vertrauende Vertrautheit im flimmernden Tanz des Zwischenraums.

Die Fotos sind sehr intim geworden. Und im gemeinsamen Prozess entstanden. Vor allem habe ich verstanden, dass ich diesem Prozess vertrauen kann. Und was meine Eltern brauchen, damit sie sich sicher fühlen, eingebunden sind und diese Art Bilder entstehen kann. Ich wollte ein Familienportrait ohne Klischees und mit Gefühl. Ich denke es hat gut geklappt.